2.04 Schloss Horneck
bei Gundelsheim am Neckar und an der Burgenstraße

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Schloss Horneck / Siebenbürgisches Museum bei Gundelsheim

Wie bei einigen anderen Burgen und Schlössern im Neckartal, so ist auch der Name Horneck aus dem Wort "Horn" gebildet.

Dieses Wort ist wahrscheinlich gleichbedeutend mit Fels, denn alle diese Bauwerke haben ihre Lage auf einem Felsvorsprung über dem Neckartal.

Von Burg Horneck hat man auch eine wunderbare Sicht auf die Burgen

1.28 Hornberg bei 1.27 Neckarzimmern,

2.02 Guttenberg bei 2.01 Haßmersheim

und 2.07 Ehrenberg bei 2.07 Heinsheim,

einem Stadtteil von 2.05 Bad Rappenau.

Zur Geschichte von Schloss Horneck

Die Burg Horneck wurde im 12. Jahrhundert erbaut. Erstmals erwähnt wurde sie im Jahre 1238, als in einem Vertrag zwischen dem Kloster Schöntal und dem Stift 2.09 Wimpfen ein gewisser Ludevicus von Horneck als Zeuge aufgeführt wurde. Ab 1258 war sie, abgesehen von kurzen Unterbrechungen im Dreißigjährigen Krieg, bis zur Säkularisation zu Beginn des 19. Jahrhunderts im Besitz des Deutschordens.

Einer noch erhaltenen Skizze von Hans Baldung Grien aus dem Karlsruher Kupferstichkabinett kann man entnehmen, wie die Burg Horneck ursprünglich ausgesehen hat. Der Bergfried hatte einen hohen Helm und vier kleine Ecktürme. Die Anlage bestand aus mehreren Einzelgebäuden, die wohl nach und nach errichtet worden waren. Um sie herum zog sich die hohe Zwingmauer. Vorgelagert waren runde Türme, die zunächst kein Dach, sondern Zinnen hatten. Später brauchte man auf Türmen und Wehrgängen ein Dach, damit das Schießpulver nicht nass wurde.

Die Burg Horneck wurde nach und nach vergrößert. Um 1420 wurde sie für etwa ein Jahrhundert Residenz der Deutschmeister. Trotzdem sie 1525 im Bauernkrieg völlig ausbrannte, blieben die Mauern stehen. Ein Wappen mit der Jahreszahl 1533 im Hof neben dem Eingang kennzeichnet das Jahr der Beendigung des Wiederaufbaus. Es war nun ein Renaissanceschloss entstanden, dessen Grundriss trotz vieler Veränderungen in den vergangenen Jahrhunderten bis heute erhalten blieb. Schloss Horneck war in der Folgezeit nur noch Sitz einer Komturei, nachdem der Deutschmeistersitz nach Mergentheim verlegt worden war. Das Schloss hatte in seiner Geschichte mehrfach kaiserlichen Besuch. Als Kaiser Karl V. 1541 mit großem Gefolge dort weilte, musste der Orden etwa 1000 Personen beköstigen.

Im 18. Jahrhundert setzte auf Schloss Horneck erneut rege Bautätigkeit ein, nachdem sich die Einkünfte des Deutschordens gemehrt hatten. Ordensbaumeister Franz Keller gestaltete es im Stil des Barock um. Dabei wurden zahlreiche Erker und Türmchen entfernt, und es entstand der wuchtige Kastenbau, der heute noch das Landschaftsbild beherrscht. Zur Stadt hin wurde ein Portal errichtet. Auch im Innern wurden Änderungen vorgenommen. So wurde die ehemalige Schlosskapelle in drei Räume aufgeteilt, wobei die farbigen Stuckdecken aber erhalten wurden. Im zweiten Obergeschoss entstand ein großer Barocksaal mit reichen Stuckarbeiten und Malereien.

Nach der Auflösung des Deutschordens im Zuge der Säkularisation kam Schloss Horneck 1807 an das Land Württemberg und diente einige Jahre als Kaserne. Von 1823 bis 1890 war es in Privathänden, wechselte aber mehrfach den Besitzer. 1890 wurde die Anlage in eine Kurheilanstalt umgewandelt, die einen Bekanntheitsgrad erreichte, der über die Grenzen von Deutschland reichte. Während der beiden Weltkriege war hier vorübergehend jeweils ein Reservelazarett untergebracht. Abgesehen von diesen Unterbrechungen blieb Schloss Horneck aber bis 1960 Kur- und Heilanstalt. 1960 ging es in den Besitz des Hilfsvereins der Siebenbürger Sachsen über. Dieser richtete dort neben einem Altenheim auch eine Bibliothek, ein Archiv und ein Museum mit bedeutenden siebenbürgischen Sammlungen ein.

Die Anlage von Schloss Horneck

Schloss Horneck ist heute ein massiger vieleckiger Baukörper mit zwei durch den Bergfried getrennten Innenhöfen, einer Vorburg, Brücken und Rundtürmen. Man gelangt dorthin über die von 2.03 Gundelsheim hinaufführende Schlossstraße. Das Schlossgelände betritt man über eine Brücke durch den Schlosseingang aus dem 18. Jahrhundert. Vor dem Rundbogenportal stehen auf Säulen zwei allegorische Gestalten. Die Figur, die eine Säule in der Hand hält, stellt die Tapferkeit dar. Die Figur mit der flammenden Urne repräsentiert die christliche Liebe. Über dem Portal erkennt man das gewaltige, von zwei Löwen gehaltene Wappen des Hoch- und Deutschmeisters Franz Ludwig von der Pfalz (1694 bis 1732).

Über den Innenhof gelangt man zum Haupteingang. Dort stehen Ordensritterfiguren, allerdings Nachbildungen aus Gips. Die Originale aus Sandstein standen in der ehemaligen Schlosskapelle und sind nun im Besitz des Deutschordens in Wien. Die Denkmäler sind den Deutschmeistern Eberhard von Sinsheim (1420 bis 1443), Eberhard von Stetten (1443 bis 1497), Hartmann von Stockhausen (1499 bis 1510) und Johann Adelmann von Adelmannsfelden (1510 bis 1515) gewidmet.
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Der Haupteingang führt in einen Gang, der Ende des 19. Jahrhunderts entstand. Heute ist der Gang Vorraum zu einem Restaurant, dessen Räumlichkeit ursprünglich das Untergeschoss der Schlosskapelle bildete und während der Zeit der Kurheilanstalt als Billard- und Lesesaal diente. Am Ende des Ganges trifft man auf ein Portal, das zu einer Wendeltreppe führt. Das Portal stammt laut Datierung aus dem Jahre 1529. Rechts neben dem Eingang steht der Grabstein des Deutschmeisters Jost von Venningen. Die Wendeltreppe führt hinab in einen Gewölbekeller, der einst als Schlachtraum, Gemüsekeller und Gefängnis diente.

Sehenswerte Räume im Innern sind die heutige Kapelle aus dem 20. Jahrhundert im Erdgeschoss, die Decken der drei Räume, die die ehemalige Kapelle bildeten, im ersten Obergeschoss und der barocke Fürstensaal im zweiten Obergeschoss mit allegorischen Gemälden der vier Jahreszeiten, Stuckwappen und Ornamntik-Malerei. 

Siebenbürgisches Museum im Schloss Horneck

Das Siebenbürgische Museum im Schloss Horneck hat seinen Ursprung in der 1968 gegründeten Heimatstube zur traditionellen Kultur der Siebenbürger Sachsen. 1991 erhielt es den Status eines Landesmuseums.

Das Museum möchte Einblick in das Leben der deutschstämmigen Siedler gewähren, aber auch die Neugier für eine Kulturlandschaft wecken, die vielen nur aus dem Roman "Dracula" bekannt ist. Es behandelt zentrale Aspekte der Vielfalt siebenbürgischer Kultur, die durch das Zusammenleben unterschiedlicher Volksgruppen ihre spezifische Ausprägung erhalten hat. Themenschwerpunkte sind: sakrale Kunst, Nachbarn und Vereine, gesellschaftliche Ordnung, alte Heimat – neue Heimat, Leben in der Gemeinschaft, ländlicher Alltag, Stadtkultur, Kindheit und Schule, kirchlich begleitetes Leben.

Die ständige Ausstellung beschränkt sich jedoch nicht ausschließlich auf Siebenbürgen und deren Bewohner. So sind in den ersten beiden Räumen des Museums Funde aus der Römerzeit und der frühalemannischen Zeit, sowie Dokumente und Zeugnisse aus der Stadtgeschichte von Gundelsheim zu sehen.

Der Rundgang durch den Teil des Museums, der sich mit Siebenbürgen befasst, beginnt in Raum 3 mit einer Ausstellung von Volkstrachten. Raum 4 hat das Töpferhandwerk zum Inhalt, das in Siebenbürgen zu den ältesten Gewerben zählt. Im Raum 6 sind Nadelarbeiten und Webmuster zu sehen. Raum 7 ist die Bauernstube, die einen Einblick in die bäuerliche Wohnkultur früherer Zeiten vermitteln will. In Raum 8 erfreuen Gegenstände des Kunsthandwerks das Auge. An erster Stelle stehen die Goldschmiedearbeiten in Form von Kelchen, Humpen, Kannen, Becher, Prunkteller, Schmuck und kirchlichen Geräten. Raum 5 ist Wechselausstellungen vorbehalten.

Im Museumsshop findet der Besucher ein reichhaltiges Angebot an Büchern über Siebenbürgen, Kunsthandwerk usw. vor. Darüber hinaus befindet sich auch eine Bibliothek des Siebenbürgen-Instituts mit umfangreichen Transsilvanica-Beständen auf Schloss Horneck.

Vor Schloss Horneck gibt es ausreichend Parkgelegenheit für Pkws und Busse. Es verfügt auch über eine behindertengerechte Wegführung.
Öffnungszeiten des Museums: Täglich außer montags 11 bis 17 Uhr

Geschichtlicher Hintergrund

Die Siebenbürger Sachsen sind Nachkommen von Siedlern, die der ungarische König Geisa II. im 12. Jahrhundert aus dem Moselfränkischen, aus dem Luxemburger Raum und aus dem Kölner Erzbistum zum Schutze seines Reiches nach Siebenbürgen gerufen hatte. Auf der langen Fahrt schlossen sich ihnen Deutsche aus anderen Landstrichen an. In alten Urkunden nannte man sie "Saxones", Sachsen, obwohl sie keine waren. Doch ist ihnen dieser Name geblieben.

Neben ihren landwirtschaftlichen Kenntnissen, neuen Bebauungsmethoden und ihrem handwerklichen Können brachten die Siebenbürger Sachsen auch ihre Sprache, Sitten und Gebräuche mit. Auf dem ihnen vom König zugewiesenen Raum bauten sie eines der frühesten demokratischen Gemeinwesen in Europa auf und ließen sich ihre Rechte im "Goldenen Freibrief" 1224 bestätigen. Sie durften ihre Richter, Beamten und Pfarrer frei wählen und ihr überliefertes Recht anwenden. So wuchsen die Siebenbürger Sachsen zu einem deutschen Neustamm zusammen, deren Zentrum Hermannstadt wurde.

Nachdem die Türken im 16. Jahrhundert bis in die Donautiefe vorgedrungen waren und 1529 sogar vor Wien standen, musste auch das inzwischen selbständig gewordene Fürstentum Siebenbürgen die türkische Oberhoheit anerkennen, unter der das Land schwer verarmte. Als es sich dann Ende des 17. Jahrhunderts endlich von der Türkenherrschaft lossagen konnte, trat eine langsame Erholung ein. Siebenbürgen war von nun an ein Kronland der europäischen Großmacht Österreich, bis es 1867 an die Ungarn abgetreten werden musste. Damit endete die Selbständigkeit der Sachsen, die fast 700 Jahre be- standen hatte.

1919 wurde das Land der Siebenbürger Sachsen dem Staat Rumänien eingegliedert. Nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges fand in Rumänien zwar keine Vertreibung der Deutschstämmigen statt, doch wurden rund 40.000 Kriegsteilnehmer in Arbeitslager der Sowjetunion deportiert. Den Überlebenden wurde die Rückkehr in ihre Heimat verwehrt, alle Kultureinrichtungen wurden enteignet und die Sachsen der Möglichkeit beraubt, ihr eigenes Gemeinwesen fortzuführen. Bis heute besteht bei vielen der Wunsch auszusiedeln.

Burgenstraße
von Mannheim bis Prag

2 Haßmersheim – Heilbronn, Neckar

2.01 Haßmersheim

2.02 Burg Guttenberg

2.03 Gundelsheim – Deutschordensstadt

2.04 Schloss Horneck

2.05 Bad Rappenau

2.06 Bad Rappenau – Kuranlagen

2.07 Heinsheim – Burgruine Ehrenberg – Schloss Heinsheim

2.08 Offenau

2.09 Bad Wimpfen

2.10 Wimpfen im Tal

2.11 Wimpfen am Berg

2.12 Ehemalige Kaiserpfalz

2.13 Bad Friedrichshall

2.14 Kochendorf – Greckenschloss

2.15 Wasserschloss Lehen

2.16 Hagenbach

2.17 Schloss Heuchlingen

2.18 Jagstfeld

2.19 Duttenberg – Burg Duttenberg

2.20 Untergriesheim

2.21 Oedheim

2.22 Möckmühl

2.23 Neckarsulm

2.24 Heilbronn

2.25 Kiliansplatz, Kilianskirche, Rathaus, Käthchenhaus

2.26 Weitere Sehenswürdigkeiten in Heilbronn


Burgenstraße
von Mannheim bis Prag

1 Mannheim – Neckarzimmern
Baden-Württemberg

2 Haßmersheim – Heilbronn, Neckar
Baden-Württemberg

3 Jagsthausen – Rothenburg o. d. Tauber
Baden-Württemberg, Franken, Bayern

4 Colmberg – Nürnberg
Franken, Bayern

5 Erlangen – Heiligenstadt
Franken, Bayern

6 Bamberg – Bayreuth
Franken, Bayern

7 Cheb – Prag
Tschechische Republik

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Stand:Montag, 06. Februar 2023 - 5395